Mittwoch, 19. Februar 2014

Die Wege des Schicksals….

….es sollte ein ganz normaler Abend im verschneiten Vakur werden, doch alles kam anders…
Bei guter Laune saßen wir in der Longhall  des Dorfes und genossen ein wohlschmeckendes Met. Unser Dorfjarl Dick verkündete nach seinem allabendlichen Rundgang durchs Dorf, das der Hafen bald wieder eisfrei sein wird, was von allen Anwesenden mit einem wohlwollenden Nicken begrüßt wurde. Die Schneeschmelze hat früher eingesetzt und der Handel per Schiff konnte bald wieder aufgenommen werden.

Aus der Ferne vernahmen wir die Glocke am Tor des Dorfes und wir schauten uns an, wer wohl bei Einbruch der Dunkelheit da noch dort draußen unterwegs sei.
Ich nahm meinen Mantel sowie die Waffen und ging hinunter zu den Palisaden. Oben angekommen erblickte ich zwei Personen vor dem Tor. Auf mein rufen hin, erkannte ich die Stimmen, die mir antworteten. Es war Skal aus Jorts mit seiner Bond, die schon halb durchgefroren war.

Ich ließ den Krieger und seine Bond Myuu ein und führte sie in die Hall hoch. Auf dem Weg nach oben erzählte mir Skal, das es um Jorts schlimm stände und Vakur um Hilfe bitten wolle. Erst jetzt fiel mir auf, dass der Krieger sehr verschmutzt und mit Ruß bedeckt war.

Wir erreichten die Hall und gesellten uns zu den Anwesenden, dessen Augen sofort auf die Beiden gerichtet waren. Skal erzählte nun ausführlich von dem Inferno aus Feuerbällen, Rauch und Beben, die Jorts in Schutt und Asche gelegt hatten. Beruhigt vernahm ich, das es keine Toten gegeben hatte. Arne und Nyniane waren außer Gefahr.
Er fragte nach Hilfe in Form von Holz für den Wiederaufbau und anderen Dingen wie Nahrung und Kleidung, die man erübrigen könnte.

In den Köpfen der Anwesenden von Vakur begann es zu rattern und es wurden sofort Pläne für ein Transport nach Jorts geschmiedet. Wir sagten Skal, das er über Nacht bleiben sollte, das wir genug Zeit hätten, alles zusammen zu tragen, was wir in der kurzen Zeit zusammentragen konnten. Es war schon beeindruckend anzusehen, wie seine Augen zu leuchten begannen, als er die Reaktionen der Einwohner Vakurs sah und hörte.
Aber auch die Aussicht auf ein heißes Bad für sich und seine Bond ließen seine gedrückte Stimmung wenigstens für einen Moment verschwinden.

Gesagt, getan…. Am nächsten Morgen wurde es lebendig im Dorf. Es wurden Transportwagen gestellt und Bosks davor eingespannt. Aus meinem Lagerbestand hievte ich lange Holzbohlen in den ersten Karren.



Der Zweite Wagen wurde mit ganzen Stämmen beladen. Ein Transport-Schlitten wurde mit Fellen, Suls und anderen Dingen bepackt, die man für das tägliche Überleben braucht.
Gegen Abend stand alles bereit, um die Reise zum Hafen und weiter nach Jorts anzutreten.




Eric, der Brauer und Einherjier, Frederick, unser neuer Schmied und meine Wenigkeit begleiteten nun Skal und Myuu auf der Reise. Langsam bewegte sich das Schiff durch den fast eisfreien Hafen und nahm dann schnell Fahrt auf.  

Nach zwei langen Tagen und Nächten erreichten wir den Hafen von Jorts, oder zumindest das, was mal ein Hafen gewesen ist. Noch immer lag der Geruch von Verbranntem schwer in der Luft und die Wärme, die in den Südlichen Gefilden schon vorherrschte, machte das Atmen nicht leicht. Kaum vorstellbar, was hier in der Stadt abgelaufen war.
Doch es war auch zu sehen, wie emsig die Bewohner bemüht waren, den Schutt abzutragen und die Stadt neu aufzubauen.

Wir entluden die Fracht im Hafen und machten uns auf die Suche nach den Einwohnern. Skal marschierte voraus, denn er kannte sich in den zerstörten Gassen aus.
Ich hielt Ausschau nach meinem Sohn Arne, denn ich wusste nur von Skal, das er und sein Weib Nyniane das Inferno überlebt hatten.
Er war der Erste, der uns sofort begrüßte, als wir auf eine Ansammlung Bürgern von Jorts trafen. Odin sei Dank, das niemand ernsthaft verletzt wurde. Die meisten Tiere hatte es erwischt und fast alle Häuser waren bis zu den Grundmauern zerstört worden. Das Wasser war allerdings ungenießbar.

War es Vorsicht oder eine innere Eingebung, hatten die Führenden von Jorts ein Lager in den Kellern der Festung schon in frühen Zeiten angelegt, das eine Erstversorgung nun möglich war. Es war gut zu hören, das an den letzten Fingern sich die Bürger zu regelrechten Hilfsgruppen zusammen schlossen und Versorgungsfahrten organisierten, sowie die Händler der angrenzenden Städte und Dörfer besuchten, um eine stete Versorgung zu gewährleisten.

Es blieb kaum Zeit, sich länger mit allen zu besprechen. Zuerst wollten Eric, Frederick und ich uns um eine Unterkunft kümmern. Doch eine innere Unruhe in Frederick und mir ließ uns diesen Plan verwerfen. In Vakur trieb sich seit einigen Fingern ein kräftiger Kur vor den Toren herum, mit dem Ziel ins Dorf einzudringen. Die Spuren, die er in den Holzbalken hinterlassen hatte, gaben Grund zur Unruhe.
Wir trugen die Felle und die Lebensmittel hoch in Arnes provisorisches Lager. Die paar Worte, die ich mit Arne über seine Handelsreisen dabei wechseln konnte, erstaunten mich etwas und nahmen mir einen kleinen Stein vom Herzen, auch wenn ich nicht weiter auf das Gesagte einging.
So blieb Eric bei Arne in Jorts und wir zwei traten noch am selben Abend die Heimreise an, mit dem Versprechen, so bald wie möglich zurück zu kommen, wenn wir die Gefahr in Vakur beseitigt hätten.

Die Rückreise kam uns unendlich lang vor, denn der Wind blies nicht gerade mit ganzer Kraft in die Segel. So erreichten wir den Hafen von Vakur mit dunklen Gedanken und wie es sich herausstellte, lagen wir mit unseren Vermutungen richtig. Ein strenger Geruch wabberte uns entgegen – der Kur hat sich am Hafen aufgehalten. Mit dem Griff am Schwert rannten wir den Weg hoch zum Tor… und das stand weit offen, mit tiefen Kerben einer großen Axt versehen. Spuren des Kurs waren überall im Schnee verteilt.

Frederick und ich liefen geradewegs zur Hall hoch, als wir Blutspuren vor dem Eingang sahen, doch die Tür war nicht beschädigt. Mit gezogenen Klingen verharrten wir kurz und lauschten. Ganz leis hörten wir Stimmen, die aber aus der Heilerei an unsere Ohren drangen. Wir stürmten hinein und erkannten Sahira, unsere Bond dort auf dem Tisch liegen, überzogen mit Blutspuren einer großen Tatze. Mein Weib Elinor und unsere Gydia  Tanare versorgten ihre Wunden, soweit es ihnen möglich war. Der Heiler Alex war leider nicht im Dorf greifbar.

Wie die Beiden in kurzer Form erzählten, war der Kur ins Dorf eingedrungen, hat die Bonds Liva und Sahira niedergeschlagen und war schon wieder auf dem Weg zum Tor. Elinor, die sich mit einer großen Fackel im Kennel versteckt hatte, stürmte ihm nach und fuchtelte wild mit der Fackel. Mir standen bei ihren Worten die Haare zu Berge, welch Chancen sie wohl gehabt hätten. Doch der Kur muss wohl selbst die Situation nicht voll erfasst haben, nahm er sich Liva über die Schulter, ließ Sahira fallen und rannte aus dem Tor. Mit einem Kopf schütteln verließ ich die Heilerei, da man im Moment nicht mehr für die Bond tun konnte. Tanare blieb noch bei ihr.

Ich begab mich in meine Werkstatt, holte starke Eichenbohlen und Werkzeug hervor und reparierte das Tor so gut es ging. Mit Frederick wollte ich am folgenden Tag neue Scharniere setzen und die beiden Torblätter verstärken. Auf lange Sicht hin, werden wir uns für den Zugang über den Fluss etwas Neues einfallen lassen müssen.

Ich ging ins Haus und legte mich in die Felle, froh, mein Weib nicht an den Kur verloren zu haben.
Meine letzten Gedanken gingen dann zu den Worten, die mir Arne gesagt hatte. Er war auf Handlungsreise nach Hrafnar und hatte dort einen alten Bewohner Vakurs wieder getroffen. Soko hieß der Krieger und er hatte eine neue Bond bei sich, die auf den Namen Asta hörte… Ich beschrieb Arne die Bond, die ich vor einigen Händen vermisst habe und wusste bei seinem Kopfnicken, das die Kleine überlebt hatte und nun einem neuen Jarl gehörte. Auch wenn es nicht aus der Sicht eines Kriegers relevant war, sich um den Verbleib einer Bond groß zu kümmern, so war ich doch froh, dass sie nicht in den Wäldern getötet wurde. Möge sie ihrem neuen Jarl mit Feuer dienen.