….es sollte ein ganz
normaler Abend im verschneiten Vakur werden, doch alles kam anders…
Bei guter Laune saßen
wir in der Longhall des Dorfes und
genossen ein wohlschmeckendes Met. Unser Dorfjarl Dick verkündete nach seinem
allabendlichen Rundgang durchs Dorf, das der Hafen bald wieder eisfrei sein
wird, was von allen Anwesenden mit einem wohlwollenden Nicken begrüßt wurde.
Die Schneeschmelze hat früher eingesetzt und der Handel per Schiff konnte bald
wieder aufgenommen werden.
Aus der Ferne
vernahmen wir die Glocke am Tor des Dorfes und wir schauten uns an, wer wohl
bei Einbruch der Dunkelheit da noch dort draußen unterwegs sei.
Ich nahm meinen Mantel
sowie die Waffen und ging hinunter zu den Palisaden. Oben angekommen erblickte
ich zwei Personen vor dem Tor. Auf mein rufen hin, erkannte ich die Stimmen,
die mir antworteten. Es war Skal aus Jorts mit seiner Bond, die schon halb
durchgefroren war.
Ich ließ den Krieger
und seine Bond Myuu ein und führte sie in die Hall hoch. Auf dem Weg nach oben
erzählte mir Skal, das es um Jorts schlimm stände und Vakur um Hilfe bitten
wolle. Erst jetzt fiel mir auf, dass der Krieger sehr verschmutzt und mit Ruß
bedeckt war.
Wir erreichten die
Hall und gesellten uns zu den Anwesenden, dessen Augen sofort auf die Beiden
gerichtet waren. Skal erzählte nun ausführlich von dem Inferno aus Feuerbällen,
Rauch und Beben, die Jorts in Schutt und Asche gelegt hatten. Beruhigt vernahm
ich, das es keine Toten gegeben hatte. Arne und Nyniane waren außer Gefahr.
Er fragte nach Hilfe
in Form von Holz für den Wiederaufbau und anderen Dingen wie Nahrung und
Kleidung, die man erübrigen könnte.
In den Köpfen der
Anwesenden von Vakur begann es zu rattern und es wurden sofort Pläne für ein
Transport nach Jorts geschmiedet. Wir sagten Skal, das er über Nacht bleiben
sollte, das wir genug Zeit hätten, alles zusammen zu tragen, was wir in der
kurzen Zeit zusammentragen konnten. Es war schon beeindruckend anzusehen, wie
seine Augen zu leuchten begannen, als er die Reaktionen der Einwohner Vakurs
sah und hörte.
Aber auch die Aussicht
auf ein heißes Bad für sich und seine Bond ließen seine gedrückte Stimmung
wenigstens für einen Moment verschwinden.
Gesagt, getan…. Am
nächsten Morgen wurde es lebendig im Dorf. Es wurden Transportwagen gestellt
und Bosks davor eingespannt. Aus meinem Lagerbestand hievte ich lange
Holzbohlen in den ersten Karren.
Der Zweite Wagen wurde mit ganzen Stämmen
beladen. Ein Transport-Schlitten wurde mit Fellen, Suls und anderen Dingen
bepackt, die man für das tägliche Überleben braucht.
Gegen Abend stand
alles bereit, um die Reise zum Hafen und weiter nach Jorts anzutreten.
Eric, der Brauer und
Einherjier, Frederick, unser neuer Schmied und meine Wenigkeit begleiteten nun
Skal und Myuu auf der Reise. Langsam bewegte sich das Schiff durch den fast
eisfreien Hafen und nahm dann schnell Fahrt auf.
Nach zwei langen Tagen
und Nächten erreichten wir den Hafen von Jorts, oder zumindest das, was mal ein
Hafen gewesen ist. Noch immer lag der Geruch von Verbranntem schwer in der Luft
und die Wärme, die in den Südlichen Gefilden schon vorherrschte, machte das
Atmen nicht leicht. Kaum vorstellbar, was hier in der Stadt abgelaufen war.
Doch es war auch zu
sehen, wie emsig die Bewohner bemüht waren, den Schutt abzutragen und die Stadt
neu aufzubauen.
Wir entluden die
Fracht im Hafen und machten uns auf die Suche nach den Einwohnern. Skal
marschierte voraus, denn er kannte sich in den zerstörten Gassen aus.
Ich hielt Ausschau
nach meinem Sohn Arne, denn ich wusste nur von Skal, das er und sein Weib Nyniane
das Inferno überlebt hatten.
Er war der Erste, der
uns sofort begrüßte, als wir auf eine Ansammlung Bürgern von Jorts trafen. Odin
sei Dank, das niemand ernsthaft verletzt wurde. Die meisten Tiere hatte es
erwischt und fast alle Häuser waren bis zu den Grundmauern zerstört worden. Das
Wasser war allerdings ungenießbar.
War es Vorsicht oder
eine innere Eingebung, hatten die Führenden von Jorts ein Lager in den Kellern
der Festung schon in frühen Zeiten angelegt, das eine Erstversorgung nun möglich
war. Es war gut zu hören, das an den letzten Fingern sich die Bürger zu
regelrechten Hilfsgruppen zusammen schlossen und Versorgungsfahrten
organisierten, sowie die Händler der angrenzenden Städte und Dörfer besuchten,
um eine stete Versorgung zu gewährleisten.
Es blieb kaum Zeit,
sich länger mit allen zu besprechen. Zuerst wollten Eric, Frederick und ich uns
um eine Unterkunft kümmern. Doch eine innere Unruhe in Frederick und mir ließ
uns diesen Plan verwerfen. In Vakur trieb sich seit einigen Fingern ein kräftiger
Kur vor den Toren herum, mit dem Ziel ins Dorf einzudringen. Die Spuren, die er
in den Holzbalken hinterlassen hatte, gaben Grund zur Unruhe.
Wir trugen die Felle
und die Lebensmittel hoch in Arnes provisorisches Lager. Die paar Worte, die
ich mit Arne über seine Handelsreisen dabei wechseln konnte, erstaunten mich
etwas und nahmen mir einen kleinen Stein vom Herzen, auch wenn ich nicht weiter
auf das Gesagte einging.
So blieb Eric bei Arne
in Jorts und wir zwei traten noch am selben Abend die Heimreise an, mit dem
Versprechen, so bald wie möglich zurück zu kommen, wenn wir die Gefahr in Vakur
beseitigt hätten.
Die Rückreise kam uns
unendlich lang vor, denn der Wind blies nicht gerade mit ganzer Kraft in die
Segel. So erreichten wir den Hafen von Vakur mit dunklen Gedanken und wie es
sich herausstellte, lagen wir mit unseren Vermutungen richtig. Ein strenger
Geruch wabberte uns entgegen – der Kur hat sich am Hafen aufgehalten. Mit dem
Griff am Schwert rannten wir den Weg hoch zum Tor… und das stand weit offen,
mit tiefen Kerben einer großen Axt versehen. Spuren des Kurs waren überall im
Schnee verteilt.
Frederick und ich liefen
geradewegs zur Hall hoch, als wir Blutspuren vor dem Eingang sahen, doch die
Tür war nicht beschädigt. Mit gezogenen Klingen verharrten wir kurz und
lauschten. Ganz leis hörten wir Stimmen, die aber aus der Heilerei an unsere
Ohren drangen. Wir stürmten hinein und erkannten Sahira, unsere Bond dort auf
dem Tisch liegen, überzogen mit Blutspuren einer großen Tatze. Mein Weib Elinor
und unsere Gydia Tanare versorgten ihre
Wunden, soweit es ihnen möglich war. Der Heiler Alex war leider nicht im Dorf
greifbar.
Wie die Beiden in
kurzer Form erzählten, war der Kur ins Dorf eingedrungen, hat die Bonds Liva
und Sahira niedergeschlagen und war schon wieder auf dem Weg zum Tor. Elinor,
die sich mit einer großen Fackel im Kennel versteckt hatte, stürmte ihm nach
und fuchtelte wild mit der Fackel. Mir standen bei ihren Worten die Haare zu
Berge, welch Chancen sie wohl gehabt hätten. Doch der Kur muss wohl selbst die
Situation nicht voll erfasst haben, nahm er sich Liva über die Schulter, ließ
Sahira fallen und rannte aus dem Tor. Mit einem Kopf schütteln verließ ich die
Heilerei, da man im Moment nicht mehr für die Bond tun konnte. Tanare blieb
noch bei ihr.
Ich begab mich in
meine Werkstatt, holte starke Eichenbohlen und Werkzeug hervor und reparierte
das Tor so gut es ging. Mit Frederick wollte ich am folgenden Tag neue Scharniere
setzen und die beiden Torblätter verstärken. Auf lange Sicht hin, werden wir
uns für den Zugang über den Fluss etwas Neues einfallen lassen müssen.
Ich ging ins Haus und
legte mich in die Felle, froh, mein Weib nicht an den Kur verloren zu haben.
Meine letzten Gedanken
gingen dann zu den Worten, die mir Arne gesagt hatte. Er war auf Handlungsreise
nach Hrafnar und hatte dort einen alten Bewohner Vakurs wieder getroffen. Soko
hieß der Krieger und er hatte eine neue Bond bei sich, die auf den Namen Asta
hörte… Ich beschrieb Arne die Bond, die ich vor einigen Händen vermisst habe
und wusste bei seinem Kopfnicken, das die Kleine überlebt hatte und nun einem
neuen Jarl gehörte. Auch wenn es nicht aus der Sicht eines Kriegers relevant
war, sich um den Verbleib einer Bond groß zu kümmern, so war ich doch froh, dass
sie nicht in den Wäldern getötet wurde. Möge sie ihrem neuen Jarl mit Feuer
dienen.