Wie immer zur Tag und Nachtgleiche nach dem Winter feiert
Vakur das Ostara-Fest. Dazu hat uns die Gydia Tanare eingeladen. Gespannt
warten alle am Feuerplatz, um gemeinsam zum vorgesehenen Acker zu wandern. Tanare
verteilt an alle freien Weiber herrliche gelbe Haarkränze. Elinor hält die
Schale mit dem Saatgut fest in ihren Händen. Eric zieht vorsichtig einen Handwagen hinter sich her. Auf ihm befindet sich ein kleiner Käfig mit einem
Leem. Dazu ein Fass Wasser , ein grosser Gegenstand in ein Tuch gewickelt und einen Korb
bunt gefärbter Vuloeier. In einem Beutel, den Tanare bei sich trägt, liegt ein
alter Tarskhauer, dieser wird bald benötigt.
Am Acker angekommen, bilden wir einen grossen Kreis.
Tanare bittet nun alle sich an den Händen zu halten. Sie blickt kurz nach oben und
murmelt die alten Verse mit denen die Götter angerufen werden.
Mit Bedacht öffnet Tanare das wertvolle Tuch des Bündels
und überreicht ihrem Vater Dick einen schweren Hammer. Diesen soll Dick dann auf
den Boden sausen lassen um symbolisch die Göttin Freya aufzuwecken.
"Freya erwacht vom Hammerschlag Thors und es ist die
Zeit des neuen Aufbruchs. Mit den Göttern beginnen wir immer wieder neu im
Leben. Ein neuer Lebensabschnitt, neue Beziehungen, die Geburt eines Kindes,
ein neuer Beruf, ein Umzug, all das sind Neuanfänge im Leben. Unsere
Entscheidung dem Ruf der Götter zu folgen war auch ein Aufbruch, ein Neuanfang.
Es ist eine Bereicherung für unser Leben und so lassen wir uns immer wieder auf
das Neue ein."
Einige zucken als der Schlag erfolgt und spüren das Vibrieren
des Bodens.
Ein kurzes Tuscheln erklingt als dann Tanare den Korb mit den
bunten Vuloeiern vom Wagen nimmt. Jede der Farben steht für einen der
nordischen Götter: Dunkles Rot für Thor, Nachtblau für Odin, helles Rot für
Freya, sattes Grün für Frey, helles Grün für Idunna.
Nyn ist das erste Mal an einem solchen Fest dabei und
begreiflicherweise unsicher, doch Arne hilft seinem Weib bei der Wahl der Farbe
und raunt ihr leise zu ein helles rotes zu nehmen.
Nachdem alle ein Vuloei haben, blickt Tanare wieder alle
an. Lächelnd erklärt sie was nun zu tun ist: „Werft nun das Vuloei so weit ihr
könnt und schliesst so mit allem Vergangenen ab. Damit Platz für Neues
entsteht.
Einer nach dem Andern wirft nun sein Ei, einige fliegen
weit und hoch und andere nehmen eine Abkürzung zum Boden oder landen an einem Baumstamm.
Nun zieht Tanare aus einem Beutel den Tarskhauer. Mit
diesem Hauer zieht sie eine kleine Furche, nimmt eine kleine Menge Saatkörner
aus der Schale die Elinor hält. Danach deutet sie auf das Wasserfass, erklärt
dass es Quellwasser ist, geschöpft am Ostaramorgen während die aufgehende Sonne
ihre ersten Strahlen auf die Quelle warf.
Vorsichtig öffnet sie den Leemkäfig und nimmt das kleine
Tier heraus. Eric nimmt den Deckel des Fasses ab, während Tanare aus einer
Falte ihres Rockes den kleinen Ritualdolch herauszieht. Geschickt, so dass das
Tier keine grossen Schmerzen erleiden muss, schneidet ihm die Gydia die Kehle
durch. Das ausfliessende Blut tropft in das Wasserfass. Von einigen Weibern
hört man einen kleinen entsetzten Ausruf. Geduldig wartet sie bis der Blutfluss
versiegt, legt das tote Tier dann zurück in den Käfig.
Mit der Hand schöpft nun die Gydia das gemischte Wasser
und lässt einige Tropfen auf die Saatkörner in der Furche fallen, auf das die
Fruchtbarkeit des Leems sich mit dem Wasser vermischt und dem Boden reichlich
Ernte beschert.

Ein Jeder spricht leise seine Hoffnungen für das Kommende
aus, ob nun Nachwuchs ansteht oder gute Geschäfte. Nach dem Letzten halten sich
auf Tanares Geheiss wieder alle an den
Händen.
Wieder blickt sie hoch zum Firmament und spricht den
Segen über das Land und die Bewohner.
Vergnügt marschieren nun alle zurück ins Dorf, wo der Feuerplatz mit Blumengirlanden und
buntbemalte Eier geschmückt, für ein kleines Mahl hergerichtet ist...
Natürlich dürfen die Kuchen nicht fehlen. Elinor hat zusammen mit Tanare
auch kleine farbige Kuchen gebacken, die allen sehr gut geschmeckt haben.
Bis spät in die Nacht wird am Feuer geplaudert, getrunken
und gegessen.
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