Da war sie nun, die Gefährtenschaftsfeier von Arne und
Nyniane und es kamen reichlich Gratulanten. Die Delegation aus Jorts Fähre fuhr
mit einem Schiff, das sich bei dem
Wetter noch auf die Thassa Richtung Norden traute. Sturm und Schnee hatte
Thorvaldsland mittlerweile gut im Griff, doch die Versuchung als
Südland-Bewohner mal in den Schnee zu reisen, hatte wohl doch die Reiselust
geweckt. Auch wenn einige der Besucher nicht ganz so gut für den rauen Norden
gekleidet waren, stapften sie guten Mutes mit auf den Runenberg. Die Zeremonie war
für alle Beteiligten ein wunderschönes Erlebnis, genau wie die anschließende
Feier in der Longhall von Vakur.
Zwei Besucher, Skal und Lana aus Jorts,
sprachen mich an, ob sie mich um einen Gefallen bitten dürften. Etwas erstaunt,
was man von einem Holzfäller um diese Winterzeit für ein Gefallen bitten könne,
gab ich ihnen die Gelegenheit auf ein Gespräch, etwas Abseits der Tafel. Skal
begann das Gespräch mit der Bitte, ob ich einen lebenden Baum besorgen könnte.
Meine Augen wurden etwas grösser und ich fragte, was sie sich darunter
vorstellen würden. Von Lana erfuhr ich dann, das es sich dabei um einen
Nordischen Laubbaum handeln sollte, der mit Wurzelballen nach Jorts überführt
werden müsste. Hmm… ich überlegte kurz und erklärte ihnen die Umstände dieser außergewöhnlichen
Bitte. Das es generell kein Problem sei, einen Baum mit Wurzeln zu transportieren,
wenn man weiß, wie groß er den sein soll.
Das der Hafen vor dem Zufrieren stand
und somit ein Transport nur noch mit einem Schlitten und einem Bosk zu
bewerkstelligen sei. Skal schaute danach etwas vorsichtiger aus der Rüstung,
doch Lana gab mir zu verstehen, das nur ein stattlicher Baum aus dem Norden,
diese Reise überstehen könne und als Einziger für den Garten in frage käme. Außerdem
möchte sie noch eine Tanne und eventuell noch einen Obstbaum haben, was bei Skal
bald einen Herzriss verursachte, als er die Worte vernahm – was wohl der Hauptmann dazu sagen würde,
wenn er mit drei Bäumen angereist käme. Ich beruhigte den Guten erst mal, das
es zwar möglich sei, eine Tanne mit Wurzelballen zu finden, aber ein Obstbaum auf keinen Fall vor dem Frühling
verpflanzt und geschnitten werden sollte.
Ich schlug ihnen vor, sich die
Auswahl der Bäume noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen und mir dann Bescheid
zu geben, was es letztendlich werden sollte. Sie sagten, dass sie in einer Hand
noch einmal nach Vakur reisen würden und dann mit mir das Geschäft abschließen
möchten. Wir verabschiedeten uns mit Handschlag und ein kleines Strahlen auf
Lanas Gesicht zeigte mir, das es wohl ein Herzenswunsch von ihr ist, dieses
Geschäft abzuschließen. Schnell eilten sie den Besuchern aus Jorts hinterher
zum Hafen, auf das sie die Schiffspassage noch rechtzeitig erreichen.
Es verging noch keine ganze Hand, da erreichte Skal und Lana
wieder das Tor von Vakur. Die Begrüßung war herzlich und wir gingen hinauf zur
Hall, um bei einem Met alles für den Baumtransport zu besprechen. Eric, mit dem
ich den Wunsch der Beiden besprochen hatte, setzte sich zu uns an den Tisch und
hörte ruhig zu. Es blieb nun dabei, das es sich um einen großen Baum handelt,
der mit Wurzeln geliefert werden soll. Ich schlug ihnen eine Eiche vor, da sie
sehr robust ist und solch einen Transport am besten überstehen würde. Den
Schlitten müsste ich dann bauen und von der Bäuerin einen Bosk für die Fahrt
ausleihen. Als Ziel für die Schlittenfahrt wählten wir Sulport aus, da dieser
Hafen noch eisfrei sei, nach Skals Aussage. Wir einigten uns auf einige
Kupfertask, da die Materialkosten für den Schlitten, der Arbeitslohn und die
Leihgebühr für den Bosk, höher wahren, als der Baum selber an Wert hatte. Wir
schlossen das Geschäft mit einem Handschlag und einem Met ab.
Lana fragte nach
einem Schreiber, der einen Vertrag aufsetzen sollte. Mit einem Lächeln gab ich
ihr zu verstehen, dass wir keinen Schreiber im Dorf haben und das wir Männer
mit Ehre seien, die zu ihrem Wort stehen. Skal und Lana redeten noch eine Weile
miteinander, mehr oder weniger heftig, doch gelangten wir zu einem guten
Abschluss. Ich sagte, dass ich ihnen eine Nachricht nach Jorts zukommen lasse,
wann wir uns in Sulport für die Übergabe des Baums treffen sollen. Das die Beiden wohl völlig aufgeregt diese
Reise nach Vakur angetreten hatten, kam Lana jetzt wohl erst in den Sinn. Denn
der Schnee, der nun unaufhörlich draußen vor der Hall hernieder ging, brachte
Skal und Lana zu einem neuen, kleinen Streitgespräch, warum Lana sich keinen
dicken Wintermantel mitgenommen hatte. Lana wollte unbedingt noch einen Mantel
hier in Vakur kaufen, was aber in Abwesenheit der Schneiderin natürlich nicht
ging.
Auch wenn Eric sich über die Zwei
prächtig amüsierte, beendete ich die „Unterhaltung“ und ging kurz rüber in mein
Haus. Elinor hat eine Truhe, wo wir einige Wintersachen auf Vorrat halten,
falls die feuchte Kleidung nicht rechtzeitig trocken wurde. Ich fischte einen
kurzen Fellmantel aus der Truhe, der das ungefähre Maß von Lana hatte und ging
wieder hoch zur Hall. Ich übergab ihn ihr, was ein ungläubiges Gesicht von ihr
hervor brachte, es sei doch Fell. Ich erklärte ihr, das ich als Holzfäller oft
und lang in den Wäldern unterwegs sei und ich hier und dort halt auch was zum
Essen erlegen muss. Da fallen halt schon mal einige Felle ab, die man schnell
zu einem Mantel zusammen nähen kann. Das sie ihn behalten könne, versetzte Lana
in Staunen und beide verließen die Hall mit einem seltsamen Hochgefühl. Ich
wünschte ihnen noch eine gute Heimreise und Odins Schutz.
Nachdem Eric und ich unser Methorn geleert hatten, begaben
wir uns auf die Suche nach einem geeigneten Baum. Wir gingen mehrere Ahn durch
Vakurs Wälder, bis wir eine Eiche fanden, die den Ansprüchen der Beiden gerecht
wurde. Wir markierten sie und gingen wieder heim, um uns für den Folgetag mit
Werkzeug hier an der Eiche zu treffen.
Früh am Morgen begab ich mich in meine Werkstatt und schaute
nach, ob noch genügend Holz für ein Schlitten vorhanden war. Zufrieden legte
ich einige Holzbalken aus einem Stapel heraus und suchte nach einer Spitzhacke,
einer Schaufel, einem sehr großen Leinensack und Seilen. Bepackt begab ich mich
mit Arne, der hinzugekommen war, auf den Pfad in den Wald.
Die Eiche, die wir
am Vortag markiert hatten, fand ich schnell wieder. Langsam aber stetig, begannen
wir mit dem Ausheben der Erde. Eric ließ sich noch nicht blicken, so arbeiteten
wir weiter. Der Baum wurde durch die Seile fixiert, das er nicht einfach in
eine Richtung umschlagen konnte. Es wurde spät und das Licht nahm schon wieder
ab, als der Baum sich langsam umlegte, und die Wurzeln frei zugänglich wurden.
Ich befestigte noch den großen Leinensack um das Wurzelpaket und ließ den Baum
dann so am Wegesrand liegen. Müde traten wir den Heimweg an.
Auf den Weg nach hause, machte ich mir Gedanken über den
Schlittenbau. Im Dorf angekommen erfuhr ich, dass Eric eine Barbarin am Tor
aufgegriffen hatte, die weder unsere Sprache, noch die Aufgaben einer Bond zu
kennen schien. Ich verstand, dass er damit reichlich beschäftigt war und noch
beschäftigt sein würde. So ruhte ich mich erst mal von der Arbeit aus und
schmiedete Pläne für die folgenden Tage.
So nahm der Schlitten langsam Gestalt an. Von der Bäuerin
bekam ich die Zusage, den Boskbullen für den Transport ausleihen zu können. Ich
schickte eine Nachricht zu Skal nach Jorts für das Treffen in Sulport, auf das
er den Baum an dem Tag mit einem Schiff abholen könne. Und das mein Sohn Arne
mit seiner Gefährtin ihn begleiten würde, um gegebenen falls bei der Pflanzung
mithelfen zu können.
Es kam der Tag des Transports. Von der Werkstatt ziehe ich
den Schlitten über den Schneepfad zu dem Baum vor den Toren Vakurs. Mit viel Kraft und Ausdauer schaffe ich es,
den Baum auf den Schlitten zu wuchten und mit den Seilen zu befestigen. In
gemächlichen Schritten hole ich den Bosk aus dem Stall und spanne ihn vor den
Schlitten. „Das sieht echt prächtig aus…“ kommen mir die Worte über die Lippen.
Froh, alles zur rechten Zeit fertig bekommen zu haben, gehe ich zurück zum Tor,
wo ich von Eric, Arne und Nyniana begrüßt werde. Eric erzählt mir kurz von der
neuen Bond und das es mit ihr nicht einfach werden wird. Sie sei krank und braucht
dringend das Serum, eine Untersuchung durch eine Heilerin und eine gute
Ausbildung. Am heftigsten ist aber, das
man sich mit ihr kaum verständigen kann, da sie eine Sprache spricht, die man
in Gor kaum zu Ohren bekommt.
Als Arne und Nyn ihre Larl-Schlitten fertig bepackt haben,
fahren wir zum Baumschlitten. Gemeinsam machen wir uns nun auf den Weg durch
die Wälder nach Sulport.
Die Fahrt ist umständlich und muss oft unterbrochen werden,
ist dieser Baum doch eine recht wackelige Fracht. Die Sonne kommt öfter zum
Vorschein, je mehr wir uns Richtung Süden bewegen. Endlich erreichen wir die
noch dünnen Schneeflächen vor den Toren von Sulport. Von weitem sieht man schon
ein Schiff im Hafen liegen, sodass ich vermute, das Skal meine Nachricht
rechtzeitig erhalten hat. Die Bewohner von Sulport lassen sich nicht am Hafen
sehen, so steuern wir die Schlitten direkt zum Schiff.
Skal und Lana begrüßen uns herzlich, werden ihre Augen doch
Tellergroß, als sie den mächtigen Baum auf dem Schlitten erblicken. Arne
wechselt einige Worte mit Baljaro, hat der wohl einige Probleme in Jorts mit
einer Tür…. Skal reicht mir die noch ausstehenden Kupfer-Tarsk und unser
Geschäft kommt somit zum Ende. Lana und Skal bedanken sich noch einmal für die
prompte Lieferung. Wir verabschieden uns mit dem Versprechen auf ein baldiges Wiedersehen
und der Aussicht auf einen guten Umtrunk in Jorts.
Eric plaudert mit Sharie, der Sklavin von Lana, doch kommt
langsam Aufbruchsstimmung in die Gruppe. Da sich niemand von den Einwohnern Sulports
zeigt, verwerfen wir den Plan, in der Taverne eine Stärkung zu uns zu nehmen.
Arne und Nyn packen ihre Handelswaren und die Schlitten auf das Schiff. Eric hilft
mir, den Baum vom Schlitten aufs Deck zu hieven und dort fest zu zurren.
Er und ich verabschieden uns von Arne und Nyn. Wir wünschen
ihnen allen eine gute Überfahrt und den Schutz der Götter. Irgendwie werde ich
das Gefühl nicht los, Eric würde die kleine Sharie am liebsten mit nach Vakur nehmen,
schaut er ihr doch noch eine Weile hinterher, als das Schiff sich langsam vom
Ufer entfernt.
Als wir die Umrisse des Schiffs nicht mehr ausmachen können,
bringen wir den Schlitten wieder zum Schneefeld und beladen ihn mit unseren
Sachen. Ein Blick zum Himmel sagt uns, das die Sonne noch hoch genug steht, um einen
Blick vor das Tor des Dorfes zu riskieren. Nach kurzem Rundgang beschließen wir
aber, die Heimfahrt an zu treten. Niemand ist am Tor zu sehen, der uns Einlass
gewähren kann.
Die Rückfahrt verläuft ruhig und ohne Hindernisse. So
erreichen wir Vakur vor Einbruch der Dunkelheit. Eric widmet sich wieder seiner
neuen Bond und ich gehe zurück ins Haus zu Elinor und der kleinen Merida. Ein
langer Tag neigt sich dem Ende zu.
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