Montag, 16. Dezember 2013

Baumtransport mal anders

Da war sie nun, die Gefährtenschaftsfeier von Arne und Nyniane und es kamen reichlich Gratulanten. Die Delegation aus Jorts Fähre fuhr mit einem Schiff, das sich bei  dem Wetter noch auf die Thassa Richtung Norden traute. Sturm und Schnee hatte Thorvaldsland mittlerweile gut im Griff, doch die Versuchung als Südland-Bewohner mal in den Schnee zu reisen, hatte wohl doch die Reiselust geweckt. Auch wenn einige der Besucher nicht ganz so gut für den rauen Norden gekleidet waren, stapften sie guten Mutes mit auf den Runenberg. Die Zeremonie war für alle Beteiligten ein wunderschönes Erlebnis, genau wie die anschließende Feier in der Longhall von Vakur.

Zwei Besucher, Skal und Lana aus Jorts, sprachen mich an, ob sie mich um einen Gefallen bitten dürften. Etwas erstaunt, was man von einem Holzfäller um diese Winterzeit für ein Gefallen bitten könne, gab ich ihnen die Gelegenheit auf ein Gespräch, etwas Abseits der Tafel. Skal begann das Gespräch mit der Bitte, ob ich einen lebenden Baum besorgen könnte. Meine Augen wurden etwas grösser und ich fragte, was sie sich darunter vorstellen würden. Von Lana erfuhr ich dann, das es sich dabei um einen Nordischen Laubbaum handeln sollte, der mit Wurzelballen nach Jorts überführt werden müsste. Hmm… ich überlegte kurz und erklärte ihnen die Umstände dieser außergewöhnlichen Bitte. Das es generell kein Problem sei, einen Baum mit Wurzeln zu transportieren, wenn man weiß, wie groß er den sein soll.

Das der Hafen vor dem Zufrieren stand und somit ein Transport nur noch mit einem Schlitten und einem Bosk zu bewerkstelligen sei. Skal schaute danach etwas vorsichtiger aus der Rüstung, doch Lana gab mir zu verstehen, das nur ein stattlicher Baum aus dem Norden, diese Reise überstehen könne und als Einziger für den Garten in frage käme. Außerdem möchte sie noch eine Tanne und eventuell noch einen Obstbaum haben, was bei Skal bald einen Herzriss verursachte, als er die Worte vernahm  – was wohl der Hauptmann dazu sagen würde, wenn er mit drei Bäumen angereist käme. Ich beruhigte den Guten erst mal, das es zwar möglich sei, eine Tanne mit Wurzelballen zu finden, aber  ein Obstbaum auf keinen Fall vor dem Frühling verpflanzt und geschnitten werden sollte.
Ich schlug ihnen vor, sich die Auswahl der Bäume noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen und mir dann Bescheid zu geben, was es letztendlich werden sollte. Sie sagten, dass sie in einer Hand noch einmal nach Vakur reisen würden und dann mit mir das Geschäft abschließen möchten. Wir verabschiedeten uns mit Handschlag und ein kleines Strahlen auf Lanas Gesicht zeigte mir, das es wohl ein Herzenswunsch von ihr ist, dieses Geschäft abzuschließen. Schnell eilten sie den Besuchern aus Jorts hinterher zum Hafen, auf das sie die Schiffspassage noch rechtzeitig erreichen.

Es verging noch keine ganze Hand, da erreichte Skal und Lana wieder das Tor von Vakur. Die Begrüßung war herzlich und wir gingen hinauf zur Hall, um bei einem Met alles für den Baumtransport zu besprechen. Eric, mit dem ich den Wunsch der Beiden besprochen hatte, setzte sich zu uns an den Tisch und hörte ruhig zu. Es blieb nun dabei, das es sich um einen großen Baum handelt, der mit Wurzeln geliefert werden soll. Ich schlug ihnen eine Eiche vor, da sie sehr robust ist und solch einen Transport am besten überstehen würde. Den Schlitten müsste ich dann bauen und von der Bäuerin einen Bosk für die Fahrt ausleihen. Als Ziel für die Schlittenfahrt wählten wir Sulport aus, da dieser Hafen noch eisfrei sei, nach Skals Aussage. Wir einigten uns auf einige Kupfertask, da die Materialkosten für den Schlitten, der Arbeitslohn und die Leihgebühr für den Bosk, höher wahren, als der Baum selber an Wert hatte. Wir schlossen das Geschäft mit einem Handschlag und einem Met ab.

Lana fragte nach einem Schreiber, der einen Vertrag aufsetzen sollte. Mit einem Lächeln gab ich ihr zu verstehen, dass wir keinen Schreiber im Dorf haben und das wir Männer mit Ehre seien, die zu ihrem Wort stehen. Skal und Lana redeten noch eine Weile miteinander, mehr oder weniger heftig, doch gelangten wir zu einem guten Abschluss. Ich sagte, dass ich ihnen eine Nachricht nach Jorts zukommen lasse, wann wir uns in Sulport für die Übergabe des Baums treffen sollen.  Das die Beiden wohl völlig aufgeregt diese Reise nach Vakur angetreten hatten, kam Lana jetzt wohl erst in den Sinn. Denn der Schnee, der nun unaufhörlich draußen vor der Hall hernieder ging, brachte Skal und Lana zu einem neuen, kleinen Streitgespräch, warum Lana sich keinen dicken Wintermantel mitgenommen hatte. Lana wollte unbedingt noch einen Mantel hier in Vakur kaufen, was aber in Abwesenheit der Schneiderin natürlich nicht ging. 

Auch wenn Eric sich über die Zwei prächtig amüsierte, beendete ich die „Unterhaltung“ und ging kurz rüber in mein Haus. Elinor hat eine Truhe, wo wir einige Wintersachen auf Vorrat halten, falls die feuchte Kleidung nicht rechtzeitig trocken wurde. Ich fischte einen kurzen Fellmantel aus der Truhe, der das ungefähre Maß von Lana hatte und ging wieder hoch zur Hall. Ich übergab ihn ihr, was ein ungläubiges Gesicht von ihr hervor brachte, es sei doch Fell. Ich erklärte ihr, das ich als Holzfäller oft und lang in den Wäldern unterwegs sei und ich hier und dort halt auch was zum Essen erlegen muss. Da fallen halt schon mal einige Felle ab, die man schnell zu einem Mantel zusammen nähen kann. Das sie ihn behalten könne, versetzte Lana in Staunen und beide verließen die Hall mit einem seltsamen Hochgefühl. Ich wünschte ihnen noch eine gute Heimreise und Odins Schutz.

Nachdem Eric und ich unser Methorn geleert hatten, begaben wir uns auf die Suche nach einem geeigneten Baum. Wir gingen mehrere Ahn durch Vakurs Wälder, bis wir eine Eiche fanden, die den Ansprüchen der Beiden gerecht wurde. Wir markierten sie und gingen wieder heim, um uns für den Folgetag mit Werkzeug hier an der Eiche zu treffen.

Früh am Morgen begab ich mich in meine Werkstatt und schaute nach, ob noch genügend Holz für ein Schlitten vorhanden war. Zufrieden legte ich einige Holzbalken aus einem Stapel heraus und suchte nach einer Spitzhacke, einer Schaufel, einem sehr großen Leinensack und Seilen. Bepackt begab ich mich mit Arne, der hinzugekommen war, auf den Pfad in den Wald.

Die Eiche, die wir am Vortag markiert hatten, fand ich schnell wieder. Langsam aber stetig, begannen wir mit dem Ausheben der Erde. Eric ließ sich noch nicht blicken, so arbeiteten wir weiter. Der Baum wurde durch die Seile fixiert, das er nicht einfach in eine Richtung umschlagen konnte. Es wurde spät und das Licht nahm schon wieder ab, als der Baum sich langsam umlegte, und die Wurzeln frei zugänglich wurden. Ich befestigte noch den großen Leinensack um das Wurzelpaket und ließ den Baum dann so am Wegesrand liegen. Müde traten wir den Heimweg an.

Auf den Weg nach hause, machte ich mir Gedanken über den Schlittenbau. Im Dorf angekommen erfuhr ich, dass Eric eine Barbarin am Tor aufgegriffen hatte, die weder unsere Sprache, noch die Aufgaben einer Bond zu kennen schien. Ich verstand, dass er damit reichlich beschäftigt war und noch beschäftigt sein würde. So ruhte ich mich erst mal von der Arbeit aus und schmiedete Pläne für die folgenden Tage.



So nahm der Schlitten langsam Gestalt an. Von der Bäuerin bekam ich die Zusage, den Boskbullen für den Transport ausleihen zu können. Ich schickte eine Nachricht zu Skal nach Jorts für das Treffen in Sulport, auf das er den Baum an dem Tag mit einem Schiff abholen könne. Und das mein Sohn Arne mit seiner Gefährtin ihn begleiten würde, um gegebenen falls bei der Pflanzung mithelfen zu können.
Es kam der Tag des Transports. Von der Werkstatt ziehe ich den Schlitten über den Schneepfad zu dem Baum vor den Toren Vakurs.  Mit viel Kraft und Ausdauer schaffe ich es, den Baum auf den Schlitten zu wuchten und mit den Seilen zu befestigen. In gemächlichen Schritten hole ich den Bosk aus dem Stall und spanne ihn vor den Schlitten. „Das sieht echt prächtig aus…“ kommen mir die Worte über die Lippen.



Froh, alles zur rechten Zeit fertig bekommen zu haben, gehe ich zurück zum Tor, wo ich von Eric, Arne und Nyniana begrüßt werde. Eric erzählt mir kurz von der neuen Bond und das es mit ihr nicht einfach werden wird. Sie sei krank und braucht dringend das Serum, eine Untersuchung durch eine Heilerin und eine gute Ausbildung. Am heftigsten ist  aber, das man sich mit ihr kaum verständigen kann, da sie eine Sprache spricht, die man in Gor kaum zu Ohren bekommt.
Als Arne und Nyn ihre Larl-Schlitten fertig bepackt haben, fahren wir zum Baumschlitten. Gemeinsam machen wir uns nun auf den Weg durch die Wälder nach Sulport.
Die Fahrt ist umständlich und muss oft unterbrochen werden, ist dieser Baum doch eine recht wackelige Fracht. Die Sonne kommt öfter zum Vorschein, je mehr wir uns Richtung Süden bewegen. Endlich erreichen wir die noch dünnen Schneeflächen vor den Toren von Sulport. Von weitem sieht man schon ein Schiff im Hafen liegen, sodass ich vermute, das Skal meine Nachricht rechtzeitig erhalten hat. Die Bewohner von Sulport lassen sich nicht am Hafen sehen, so steuern wir die Schlitten direkt zum Schiff.



Skal und Lana begrüßen uns herzlich, werden ihre Augen doch Tellergroß, als sie den mächtigen Baum auf dem Schlitten erblicken. Arne wechselt einige Worte mit Baljaro, hat der wohl einige Probleme in Jorts mit einer Tür…. Skal reicht mir die noch ausstehenden Kupfer-Tarsk und unser Geschäft kommt somit zum Ende. Lana und Skal bedanken sich noch einmal für die prompte Lieferung. Wir verabschieden uns mit dem Versprechen auf ein baldiges Wiedersehen und der Aussicht auf einen guten Umtrunk in Jorts.
Eric plaudert mit Sharie, der Sklavin von Lana, doch kommt langsam Aufbruchsstimmung in die Gruppe. Da sich niemand von den Einwohnern Sulports zeigt, verwerfen wir den Plan, in der Taverne eine Stärkung zu uns zu nehmen. Arne und Nyn packen ihre Handelswaren und die Schlitten auf das Schiff. Eric hilft mir, den Baum vom Schlitten aufs Deck zu hieven und dort fest zu zurren.



Er und ich verabschieden uns von Arne und Nyn. Wir wünschen ihnen allen eine gute Überfahrt und den Schutz der Götter. Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, Eric würde die kleine Sharie am liebsten mit nach Vakur nehmen, schaut er ihr doch noch eine Weile hinterher, als das Schiff sich langsam vom Ufer entfernt.
Als wir die Umrisse des Schiffs nicht mehr ausmachen können, bringen wir den Schlitten wieder zum Schneefeld und beladen ihn mit unseren Sachen. Ein Blick zum Himmel sagt uns, das die Sonne noch hoch genug steht, um einen Blick vor das Tor des Dorfes zu riskieren. Nach kurzem Rundgang beschließen wir aber, die Heimfahrt an zu treten. Niemand ist am Tor zu sehen, der uns Einlass gewähren kann.

Die Rückfahrt verläuft ruhig und ohne Hindernisse. So erreichen wir Vakur vor Einbruch der Dunkelheit. Eric widmet sich wieder seiner neuen Bond und ich gehe zurück ins Haus zu Elinor und der kleinen Merida. Ein langer Tag neigt sich dem Ende zu.


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