Freitag, 29. November 2013

Der kalte Norden... oder wie Illy zu seiner Bond kam

Als Holzfäller in den Wäldern des Nordens zu wandern, ist eine beruhigende und entspannende Sache. Vakur hat wunderschöne Wälder, sodass ich die morgendlichen  Spaziergänge genieße.
Die kalte Jahreszeit ist angebrochen. Schnee liegt auf den Bäumen und den weiten Grasflächen. Eis bedeckt in den frühen Morgenstunden die kleinen Tümpel. Am Wasserfall hängen die ersten Eiszapfen an den Überhängen und kalte Wasser-Gischt hüllt die Sträucher in ein eisiges, weißes Kleid.


Es sieht schön aus, doch muss man seine Fellkleidung eng anlegen, damit der kalte Wind einen nicht selber zu einem Eiszapfen gefrieren lässt. Bald werden die heftigen Stürme einsetzen und das Land mit dunklen Schneewolken bedecken, die dann das ganze Dorf in weiß einhüllen.
Die Sehnsucht nach einem heißen Getränk ließ mich langsam den Heimweg antreten. Von weitem waren  die Palisaden des Dorfes schon zu erkennen, als der Klang der Glocke am Tor an meine Ohren drang.
„Aha…Besuch am Morgen…“ dachte ich mir und lenkte meinen Weg zum großen Holztor des Dorfes. Ich stieg die Palisade hoch und schaute auf den Eingangsbereich hinunter. Was ich dort sah, ließ mich frösteln. Eine knapp bekleidete Bond schaute mich geduckt an und beantwortete meine Frage mit zitternder Stimme, was sie vor den Toren Vakurs denn suche.  „..etwas zu essen und ein Feuer zum Aufwärmen, gegen Arbeit….“ vernahm ich die leise Stimme.
Schnell ging ich die Stiegen hinab zum Tor, öffnete es und ließ das frierende Etwas ins Dorf hinein. Ohne weitere Worte zu verlieren, machte ich mich auf den Weg zur Hall hoch. Das Zähneklappern der Bond folgte mir auf den Fersen. Eilig legte ich weitere Holzscheite ins Feuer, worauf die Flammen empor schlugen. Ich sagte, dass sie sich schnell auf die Felle neben der Feuerstelle setzen solle.  Doch mit Staunen vernahm ich ihre Frage, nachdem sie sich ihrer Kleider entledigt hatte, wo sie selbige ablegen dürfte. Meine Hand zeigte zu der Truhe neben dem Eingangstor der Hall. „Na das nenne ich mal umsichtig – scheinst dich mit den Regeln im Norden gut auszukennen“ antwortete ich mit großen Augen.
Die Wärme des Feuers ließ den kleinen Körper aufhören zu zittern und zum ersten Mal schaute die Bond mich mit großen, braunen Augen an, in denen sich die Flammen des Feuers wie kleine Sterne spiegelten.
Ein plötzliches, lautes Grummeln tönte von ihrem Magen herüber und ihr Blick ging zur Küche. Ich sagte, dass sie sich an dem reichhaltig gedeckten Tisch dort zu essen nehmen kann, außer den Dingen, die einer Bond verwehrt sind. All das schien der Kleinen wohl geläufig zu sein, was sie mir auch zu verstehen gab. Schnell huschte sie in den Küchenbereich und packte sich einige Sachen auf einen Teller. Ich hockte mich auf die Sitzbank und betrachtete den gut gebauten Körper, der nun langsam auch wieder Farbe angenommen hatte.
Nachdem sie einige Bissen gegessen hatte und langsam zur Ruhe gekommen war, schaute ich die Kleine fragend an „hmmm…also erst mal ein paar Fragen, damit ich mir ein Bild über dich machen kann“
So erfuhr ich, dass sie einmal ein freies Weib gewesen war. Nach einiger Zeit entschied sie sich aber, ihre sogenannte Freiheit aufzugeben. Sie war dort, wo sie lebte gefangen, mehr als es eine Bond je sein könnte. Ihr Weg führte sie in den Norden, wo sie die Regeln und Aufgaben einer Nord-Bond verinnerlichte. Mit guter Arbeit konnte sie dort leben.
Es kam jemand, der sie in den Süden Gors verschleppte, um aus ihr eine „Puppe“ zu machen, wie sie es nannte. Dort erfuhr sie nur Ablehnung. Ihr stabiler Körperbau passte dem Süden so gar nicht und man sperrte sie ein. Doch hatte man die Kleine unterschätzt. Ein Ausbruch und die Flucht auf ein Schiff im Hafen, brachten sie auf die Thassa hinaus. Dort versteckte sie sich im inneren des Schiffs, schlief dann tief und fest ein. Am späten Abend des folgenden Tages gab es für sie ein eiskaltes Erwachen. Die Kälte des Nordwindes und der heftige Schneefall ließen ihren Körper förmlich erstarren, so knapp sie bekleidet war und zwangen sie, das Schiff an dem nächsten Hafen der angelaufen wurde zu verlassen. Dann stand sie da, vor den Toren Vakurs.
Ich hörte mir ihre Geschichte zu Ende an, wobei meine Gedanken etwas abschweiften, denn ich hatte zuvor noch nie eine Bond im Collar, was eine Bewandtnis auf sich hat. Auf die Frage von mir, wie sie früher gerufen wurde, kam nur ein Achselzucken. Sie wäre eine Dorfbond ohne Namen gewesen und die Namen, die man ihr gab, habe sie schnell wieder vergessen, denn diese Namen waren hässlich.
Hmm…ich sah das Funkeln in ihren Augen und sagte ihr, das sie nun auf den Namen Sternchen hören sollte, wenn ich sie rufen würde. Ein strahlendes Lächeln und eine schnelle, sanfte Umarmung von ihr sagten mir, dass sie den Namen wohl mochte. Schnell ging sie wieder einen Schritt zurück und kniete sich aufs Fell. Ich erhob mich und machte mir Gedanken über die nächsten Schritte, die nun von mir gemacht werden mussten, als unsere ehemalige Schneiderin zum Tor herein kam und uns beide erstaunt ansah. Sie vertritt zur Zeit die Heilerin von Vakur, da unser Kräuterweib noch auf Reisen ist. Nach einem längeren Gespräch mit ihr, kamen wir überein, dass sie sich zuerst um wärmere Kleidung für die Kleine kümmern sollte und dann eine Erstuntersuchung durchführen möge, auf das die Sklavenpapiere erstellt werden können.  Ich streichelte Sternchen übers Haar und befahl ihr dem Weib zu folgen, was sie auch sofort tat.
Im Nachhinein betrachtet, wurde mir durch Zufall oder Odins Geschick eine Bond an die Hand gegeben, welche mir in der Endphase der Schwangerschaft meines Weibes und den Aufgaben im Haus sehr gut zur Hand gehen kann. Man kann es wohl Glück nennen, wenn man eine Bond findet, die gut ausgebildet ist und sich weiß zu benehmen.



Mit meiner Axt geschultert, verließ ich die Hall und begab mich wieder auf den Pfad in den angrenzenden Wald, um frisches Feuerholz zu schlagen….allerdings etwas in Gedanken versunken.


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